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Hör mal, wer da spricht
Es hat sich doch sicher jeder schon mal gefragt, wer denn eigentlich diese verrückten Menschen sind, die sich mit ihrem Haustier so unterhalten, als wäre es ein Mensch. Von „Komm, Schatzi, jetzt kriegst du was Feines zum Essen!“ bis „Was sagst du eigentlich zum Nahost-Konflikt? Ist dir wurst, gell?“, ist hier alles dabei.
Ich hab jetzt die Antwort: Ich bin so ein verrückter Mensch.
Aber wahrscheinlich hat jeder Haustierbesitzer sich schon einmal dabei ertappt, wie er mit seinem flauschigen Liebling ein mehr oder weniger sinnvolles Gespräch geführt hat. Denn seien wir uns ehrlich, dem Durchschnitts-Hund geht das aktuelle Tagesgeschehen ja tatsächlich am A**** vorbei. Trotzdem ist es manchmal nett, jemanden zum Zuhören zu haben, der wenigstens keine blöde Antwort gibt. Stattdessen wird mit einem freundlichen Schwanzwedeln oder Über-die-Hand-schlecken einfach immer zugestimmt oder getröstet – je nach Bedarf.
Dabei hat man sich vorgenommen, nicht, nie, um keinen Preis, niiiiieeeeemals diese Art von Hundebesitzer zu werden. Also die Art, die verrückte Dinge tut und den Hund vermenschlicht. Vor allem, weil man ja einen „richtigen“, großen, schweren Hund und kein Mini-Schoßhündchen zu Hause hat. Aber natürlich vermenschlicht man ihn trotzdem – hier nur ein paar Beispiele:
Red nicht so mit ihm!
Jeder noch so brave vierbeinige Gefährte hat wahrscheinlich schon mal irgendetwas angestellt, was Frauchen oder Herrchen nicht so gern gesehen haben. Da kann es dann schon mal passieren, dass einem selbst oder dem Partner ein „Du bist so ein Trottel!“ oder Ähnliches auskommt, was natürlich zu akutem Mitleid mit dem Vierbeiner und Verteidigung desselben durch den anderen führt. „Red nicht so mit ihm!“ oder „Das sagt man nicht!“ sind da nicht gerade unübliche Reaktionen – wenn auch unnötige. Schließlich kann er es weder verstehen, noch wird es ihm viel ausmachen, als Trottel bezeichnet zu werden.
Wir gehen heute im Partnerlook!
Als ob wir Menschen unseren Hunden nicht sowieso schon sehr ähnlich wären (oder auch umgekehrt) – zu allem Überfluss sehen wir es noch als notwendig an, ihnen zu uns passende Kleidung anzuziehen. Ich selbst bin ja der Meinung, dass Kleidchen, Shirts oder Jacken völlig unnötig sind – vor allem für größere und nicht frierende Hunde –, aber trotzdem habe ich mich schon das ein oder andere Mal dabei ertappt, Hundeklamotten fast sehnsüchtig zu betrachten. Und zugegeben: Mein Kleiner hat schon hin und wieder Accessoires zu gewissen Anlässen getragen, sei es eine Fliege zu Fasching, ein Halstuch bei der Familienfeier oder ein Schal in der Weihnachtszeit. Aber das zählt ja nicht, oder?
Schlaf gut!
… sagt man nicht nur zum Partner, sondern auch zum Hund. Ergibt ja auch Sinn, der Arme muss ja schließlich auch mit positiven Gedanken ins Bett, um eine schöne Nachtruhe zu haben. Man sieht schon, worauf ich hinaus will, oder? Wieder eine Form des Mit-ihm-sprechens, die nicht besonders sinnvoll ist. Aber wenigstens nett. Die Krönung erreicht man noch, wenn das sabbernde Flauschmonster überhaupt gleich mit ins Bett darf. Hier muss ich sagen: Mach ich wirklich nicht! Nicht mal auf die Couch. Nicht, dass er‘s nicht versucht hätte. Und nicht, dass ich nicht immer wieder in Versuchung wäre. Mein persönlicher Kompromiss? Manchmal verbringe ich den Fernsehabend mit ihm auf dem Boden…
Diese kurzen Auszüge aus dem Leben mit dem Hund verraten wohl schon sehr viel über mich und die Beziehung zu meinem Vierbeiner. Ja, er ist ein Hund und ja, Vermenschlichung ist nicht sinnvoll und wird von vielen Trainern sogar als regelrecht fahrlässig angesehen. Ein guter Mittelweg ist aber meiner Meinung nach die beste Lösung. Es muss ja im Endeffekt auch jeder selbst mit dem wie-auch-immer-erzogenen Hund klarkommen. Ob im Bett oder auf dem Boden.