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Hundert erste Male
Im zwischenmenschlichen Bereich ist immer wieder die Rede von „ersten Malen“, und deren Wichtigkeit für die Beziehung. Keine Chance dem Alltag, alles bleibt neu, alles bleibt spannend, bla, bla, bla. Doch auch jede Mensch-Hund-Beziehung lebt von ihren ersten Malen, die sich oft fast genau so spannend gestalten. Und es gibt mindestens hundert davon – ein paar habe ich mir für diesen Artikel ausgesucht:
Der erste Befehl
„Sitz!“, schallt es jedes Mal, wenn der Welpen-Popo den Boden berührt. Gleich darauf wird mit Leckerchen, Clicker oder Spielzeug belohnt. Das Ergebnis: Schon nach dem zweiten Mal klappt das Ganze auch umgekehrt. Ein Naturtalent! (Zumindest bis man merkt, dass das erste richtige Sitz nur Zufall war – gefühlt dreihundert weitere Versuche folgen, bis das Ganze wirklich SITZT). Erstmal erkannt, wie leicht die Fellkugel sich mit Befehlen tut, folgen „Platz“, „Hier“, „Rolle“ oder „Gib Pfote“ natürlich auf dem Fuß. Wahrscheinlich mit nicht ganz so viel Erfolg (und Motivation) wie beim ersten Mal, aber nach einmal ist zumindest sicher noch nicht Schluss.
Der erste Schnee
Ein ganz besonderer Moment: Das kleine Samtmäulchen erblickt zum ersten Mal überhaupt die weiße, kalte Substanz, die sich auf dem gesamten Boden ausgebreitet hat. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten. Erstens: Es fürchtet sich vor dem Unbekannten und lässt sich nur zaghaft und mit gutem Zureden überhaupt erst auf die Neuerung ein, tapst unbeholfen nach draußen und rennt so schnell wie möglich wieder rein. Zweitens: Es freut sich so unglaublich über den Schnee, wie man es als Mensch überhaupt nicht für möglich gehalten hätte und springt (vielleicht sogar kopfüber) in die weiße Pracht. Drittens: Er checkt nicht, dass sich etwas verändert hat und geht einfach unbeirrt drauflos. Mein Ungetüm gehörte selbstverständlich zur zweiten Kategorie und hat sich – wie könnte es bei einem Labrador auch anders sein – Kopf voraus in den Schnee gestürzt. Ab da war er eigentlich nur noch sekundenweise zu sehen, wenn er zwischendurch mal wieder aus der weißen Pracht aufgetaucht ist. Gut, dass wenigstens sein Fell schwarz ist. (Übrigens ist er auch beim hundersten Mal Schnee noch gleich hocherfreut und springt schon vor dem Eintauchen in die Kälte fröhlich am Stand.)
Die erste Krankeit
Leider kommt im Leben jedes Hundebesitzers auch einmal der Tag, an dem die kleine Flauschkugel krank oder verletzt ist und man vor Mitleid fast vergeht. So geschehen, als mein wasserliebendes Samtmäulchen ein wenig zu viel Zeit mit Schwimmen im See verbracht hat. Die erste Symptome seiner Wasserrute zeigte er durch winseln und ganz besonderes ständig-anschmiegen-wollen. Sekunden später findet man sich neben dem Kleinen auf den Boden, ihn mit einer Hand streichelnd, mit der anderen den Tierarzt kontaktierend. Dann Gott sei Dank Entwarnung: Einfach Tabletten geben und ein paar Tage schonen (hat auch funktioniert). Alles in allem ein erstes Mal, das man sich gerne sparen würde – auch wenn es noch glimpflich ausgegangen ist.
Die erste Stunde in der Hundeschule
Meiner Meinung nach eines der spannendsten ersten Male überhaupt, im Fall von mir und meinem Samtmäulchen ein Welpenkurs. Voll Stolz geht man hin, schließlich kann der Kleine ja schon Sitz und Platz und geht auch recht passabel an der Leine. Voll Demut kommt man dann raus, schließlich hat der Kleine weder das eine noch das andere gemacht und überhaupt waren alle anderen Hunde im Kurs noch viel besser. Ich kann aber eines versprechen: Ab der zweiten Stunde wird‘s besser! Denn dann ist die Situation nicht mehr ganz so neu, die Hunde haben sich schon ein bisschen aneinander gewöhnt und auch die Befehle sitzen meist schon besser.
Die erste gemeinsame Nacht
Chronologisch gesehen hätte dieses erste Mal natürlich ganz an den Anfang dieses Posts gehört, weil es aber ein so besonderes erstes Mal ist, habe ich es für den Schluss aufgehoben. Nach dem ersten Tag im neuen Zuhause, an dem alles neu ist, alles spannend, alles auch ein bisschen furchteinflößend, sollte das kleine Samtmäulchen eigentlich abends tief und fest schlafen. Tut es aber meist nicht, zu groß ist noch die Sehnsucht nach Mama und Geschwistern, zu aufregend alles, was um ihn geschieht. Ist ja auch verständlich. Und auch man selbst ist wahrscheinlich noch so unruhig und voller Adrenalin, dass der Kleine einfach gar nicht anders kann, als diese Schwingungen auf sich zu übertragen. Die meisten erinnern sich jetzt sicher an die erste Nacht mit ihrem Kleinen: Langes auf dem Boden sitzen, streicheln, gut zureden, leises Winseln, oftmaliges Raus-auf-die-Toilette-gehen-ohne-Ergebnis und dann doch irgendwann erschöpft einschlafen? Kommt einem bekannt vor, oder?
Insgesamt besteht das Leben – ob nun mit oder ohne Hund – wohl immer aus vielen ersten Malen. Wäre aber auch langweilig, wenn es nicht so wäre. Also: Freut euch über jedes erste Mal, das ihr mit eurer Flauschkugel erlebt, es wird einzigartig sein!