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Labrador? Easy!
Wer noch kein Foto von meinem Samtmäulchen gesehen hat, dem sei jetzt gesagt: Er ist ein Labrador. Kein reinrassiges Exemplar zwar, aber deshalb nicht minder rassetypisch, sei es in Sachen Aussehen oder Charakter.
Zum Labrador selbst muss ich nicht viel sagen, oder? Kennt man ja. Einfärbig blond, braun oder schwarz – mitunter sogar silber – ist das glatte Fell, er ist mittelgroß und je nach Linie mehr oder weniger athletisch bzw. bullig.
Und der Charakter? „Labrador Retriever sind gutmütige und freundliche Hunde. Jegliche Art von Schärfe, Aggressivität oder unangebrachte Scheu gegenüber Menschen sind dem rassetypischen Labrador fern. Der Labrador Retriever verhält sich sowohl seiner Umwelt als auch Menschen gegenüber freundlich, aufgeschlossen und neugierig. Er fühlt sich in der Gegenwart von Menschen wohl und zeigt auch keine Scheu, Angst oder Unsicherheit, wenn diese ihm zu nahe kommen. Ausgeprägt ist sein Wille zu gefallen (engl. „will to please“).“, so ein Auszug aus Wikipedia zum Wesen des Labradors. Auch als Anfängerhunde seien Labradore gut geeignet, sagt man. Leicht zu erziehen natürlich. Und nicht zuletzt sehr ruhige und ausgeglichene Weggefährten.
Da hab ich wohl die Ausnahme erwischt.
Weil „will to please“ nicht gleich „i will“ bedeutet
Stimmt schon, er ist freundlich, aufgeschlossen, neugierig und er LIEBT es, zu gefallen. Aber das Futterbröserl auf dem Boden liebt er noch mehr. Oder die vorbeigehenden – absolut fremden und sich total unauffällig verhaltenden – Menschen. Oder den gerade jetzt zufällig vorbeiziehenden Geruch. Oder das Blatt, das sich im Wind bewegt. Die Welt einmal mit Labrador-Augen zu sehen, muss also mehr als nur spannend sein. Absolut alles ist eine Sensation, die begutachtet werden muss. Der Blick natürlich immer – total unschuldig, versteht sich – in meine Richtung: „Ich komm schon, ich muss nur zuerst noch …“ Soll heißen: Er macht ja. Dann.
Mit der richtigen Motivation aber natürlich alles kein Problem, einmal die Schwäche des Labradors erkannt – seinen absolut unstillbaren Hunger –, springt das (in meinem Fall schwarze) Ungetüm mit rasender Geschwindigkeit bei Fuß und tut sofort, wie ihm geheißen. Will to please halt.
Weil ein bisschen scheu manchmal nicht schaden würde
Was den Labrador auf alle Fälle auszeichnet, ist seine Freundlichkeit: Ob Mensch, Hund, Katze oder Hamster, der Labrador ist mit allen sofort best friends (auch wenn besagte andere lieber ihre Ruhe hätten). An sich natürlich eine positive Eigenschaft, mitunter aber die absolute Katastrophe, wenn das doch recht schwere und sich selbst absolut nicht einschätzen könnende Ungeheuer (oder ist nur meiner so eine Naturgewalt?) plötzlich im Freiflug auf ein kleines Kind zurennt oder das entgegenkommende Handtaschenhündchen dazu bringt, aus dem Stand in besagte Handtasche zu springen.
Die gute Nachricht: Spätestens nach der ersten Katastrophe weiß man es besser und überlegt sich zweimal, ob man das 30-Kilo-Ungetüm überhaupt noch von der Leine lässt. Zeitgleich schreibt man sich – wenn man es nicht schon vorab getan hat – in der nächsten Hundeschule ein und beginnt sofort mit dem Intensivtraining.
Und weil er trotzdem der beste Hund der Welt ist
Der aufmerksame Leser hat es wahrscheinlich schon bemerkt: Die Rassebeschreibung hält nicht immer, was sie verspricht. Und ich könnte diese Liste an rückblickend doch sehr lustigen Ereignissen quasi endlos fortführen.
Was ich aus all diesen Ereignissen aber gelernt habe und aus wahrscheinlich noch vielen weiteren kommenden Ereignissen lernen werde: Jeder Hund ist anders. Jeder ist speziell. Und jeder ist eine Herausforderung für sich. Wer also darüber nachdenkt, sich einen Labrador zuzulegen, der soll sich bitte nicht abschrecken lassen, denn mein Samtmäulchen ist trotz allem – oder gerade deshalb – der beste Hund der Welt!
PS: Labrador Retriever sind zwar tolle Familienhunde, ursprünglich waren sie aber als Apportierhunde zur Jagd gedacht. Vor dem Hundekauf sollte man sich also immer über die einzelne Rasse informieren und sich dementsprechend so gut wie möglich vorbereiten.