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Tag X wie eXtrem schwere Entscheidung
Da liegt er nun, in Anmut nicht zu übertreffen – quer über den Boden, auf dem Rücken, breitbeinig, die Ohren rückwärts auf dem Boden ausgebreitet – und schnarcht leise vor sich hin. Ein Bild, bei dem jedem Hundebesitzer das Herz aufgeht. Und ein Moment, in dem man an den Tag zurückdenkt, als man sich für genau diesen kleinen Kerl entschieden hat. Denn eigentlich war das ja alles ganz anders geplant, als es dann tatsächlich passiert ist …
Die Zeit v. H.
Man geht liebend gern mit dem Nachbarshund Gassi, wenn man auf der Straße einem überfreundlichen Hund begegnet, ist man nicht verärgert, sondern freut sich und bei jeder Hausparty, bei der auch ein Hund anwesend ist, ist man nicht an der Bar zu finden – trinkenderweise –, sondern auf dem Boden – spielenderweise. Kennt man, oder? Denn als Hundeliebhaber hat sich die eigene Wahrnehmung um eine ganz bestimmte vierbeinige Ebene erweitert, die einem irgendwann so wichtig erscheint, dass man sie gerne für immer behalten möchte.
Es kommt also der Tag im Leben jedes Hundeliebhabers, an dem man sich fragt: Bin ich jetzt bereit für einen Hund? Der Tag kam. Und ich war bereit.
Was tut man also als verantwortungsvoller Hundebesitzer in spe? Man informiert sich über Rassen, Fütterungsmöglichkeiten und Hundeschulen, sieht sich Trainingsvideos und Hundetipps an und malt sich seine um einen Hund bereicherte Zukunft in den schönsten Farben aus. Gleichzeitig hält man natürlich immer die Augen offen, schließlich könnte jeden Moment der Traumhund auf der Bildfläche erscheinen.
Der Tag X
Und dann war er da, der Moment: Ein Inserat verspricht einen ganzen Wurf Mischlings-Welpen, die Dame am Telefon klingt auch sehr nett. Schon sitzt man im Auto und eines ist absolut, hunderprozentig und unveränderlich klar: Man schaut einmal, man muss ja nicht gleich beim ersten Mal zuschlagen, vielleicht kommen ja noch viele weitere Möglichkeiten, noch ist nix fix.
Etwa zehn Sekunden nachdem man aus dem Auto ausgestiegen ist und der erste Hundewelpe auf einen zugehüpft kommt, vor Freude über seine eigenen Füße fällt und einen herzerwärmenden Purzelbaum hingelegt hat, ist aber absolut, hundertprozentig und unveränderlich klar: Man geht heute sicher nicht ohne Hund nach Hause.
Wenig später findet man sich auf dem Boden sitzend wieder, eine Schar Welpen springt um und auf einem herum, Mama-Hund fordert ebenfalls Streicheleinheiten und ganz nebenbei will besagte nette Dame vom Telefon wissen, wie die Zukunft eines „ihrer Babys“ denn nun aussehen wird. Man streichelt, knuddelt und erzählt und irgendwann bleibt schließlich nur noch eine einzige Frage offen: Welcher ist denn nun MEIN Hund?
Wer jetzt denkt, das wäre die einfachste aller Fragen, der soll bitte noch einmal in sich gehen. Klar, man hat für sich den schönsten, liebsten, schlausten und überhaupt allertollsten Hund ausgewählt, ABER: Jeder Welpe ist der schönste, liebste, schlauste und überhaupt allertollste. Die Wahl wird also durch Kleinigkeiten entschieden: der eine weiße Fleck da, das eine stärker hängende Ohr, der lustige Blick, das witzige Gehüpfe …
Bei meinem allertollsten Hund war‘s im Endeffekt das soooo unglaublich glatte Fell. Tja und jetzt hab ich den Schönsten von allen. Schicksalhaft, ganz klar. Denn sobald ich wusste: „Der da ist es!“, da hat er es natürlich auch gewusst, hatte nur noch Augen für mich, eine ganz besondere Verbindung war da.
Und dann die Trennung, wenn auch nur auf Zeit. Eine Zeit, in der man Unmengen an Geld für Unmengen an – unnötigen – Anschaffungen ausgibt, die Wohnung „hundesicher“ macht – was immer das heißen mag – und schließlich und endlich sein letztes Bisschen „normales Ich“ für das neue „Hundebesitzer-Ich“ aufgibt. Und davon habt ihr ja schon einiges gelesen 😉
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