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Auf Schritt und Tritt – alles rund um Halsband und Geschirr
Das Halsband eines Hundes zählt für die meisten Hundebesitzer zum wichtigsten Zubehör überhaupt. Manche schwören jedoch statt eines Halsbands auf ein Geschirr. Wir haben euch zusammengefasst, welche Argumente für ein Halsband, welche für ein Geschirr sprechen, und euch verschiedene Varianten aufgelistet.
Das Halsband: Ein klassisches Must-have für jeden Hund
Das Wichtigste zuerst: Bevor ihr euch über das Design und die Farbe Gedanken macht, muss sichergestellt werden, dass das Halsband für euren Hund passend, das heißt nicht zu eng oder zu weit ist. Die Länge sollte individuell angepasst werden – als Faustregel gilt hier so locker wie möglich, so fest wie nötig. Bei einem durchschnittlich großen Hund sollten zwei Finger zwischen Hals und Halsband passen, bei einem sehr kleinen Hund reicht einer, bei einem sehr großen eher drei. Das Halsband sollte sich auf jeden Fall leicht um den Hals drehen, aber nicht über die Ohren abstreifen lassen. Wenn ihr euch in puncto Länge beim Kauf eines Halsbands nicht sicher seid, könnt ihr eurem Wuffi eine Schnur um den Hals legen und die so abgenommene Länge dann mit einem Lineal oder Maßband ausmessen. Die Größen sind wie folgt genormt:
- X-Small/Small: 17,8 cm bis 27,9 cm (0,9–5,4 kg)
- Medium: 27,9 cm bis 38,1 cm (4,5–20,4 kg)
- Large: 38,1 cm bis 55,9 cm (18,1–54,4 kg)
- X-large: 48,3 cm bis 73,7 cm (45,3–90,7 kg)
Zumindest einmal im Monat (bei Welpen öfter) sollte man eine Halsbandüberpüfung durchführen: Ist das Halsband abgenutzt, abgekaut oder ausgeleiert? Wenn ja, muss zeitnah ein neues besorgt werden, damit es nicht vielleicht genau im falschen Moment endgültig abreißt. Außerdem sollte man je nach Rasse darauf achten, dass sich das Fell nicht im Halsband verheddern oder den Hund rupfen kann.
Generell üben breitere Halsbänder einen geringeren Druck auf den Kehlkopf aus, sind also für den Vierbeiner angenehmer zu tragen und auch die Verletzungsgefahr ist geringer. Gerade für lange und dünne Hälse, wie zum Beispiel bei Windhunden, bieten sich breitere Halsbänder an. Auch braucht z. B. ein Dobermann logischerweise eher ein robusteres, breiteres Halsband als ein Yorkshire Terrier. Außerdem sollte man beachten, dass der Befestigungsring für die Hundeleine direkt hinter der Schnalle angebracht ist. Bei manchen Halsbändern ist er nämlich genau gegenüber: springt der Hund dann ins Halsband, drückt nicht nur das Halsband gegen seinen Kehlkopf, sondern auch die Schnalle, und das kann zu Schmerzen führen.
Das Halsband als Mittel zur Identifikation – Hundemarke und Chip
Wichtig ist, eine Hundemarke am Halsband zu befestigen, falls der Fall eintreten sollte, dass der Wuffi doch einmal verloren geht. Diese ID kann entweder in das Halsband integriert sein oder als Marke daran befestigt, wobei man darauf achten sollte, die Marke nicht im selben Glied wie die Leine zu befestigen. In jedem Fall sollten der Name des Hundes und des Besitzers, die Adresse und eine Telefonnummer angegeben werden. Vergesst nicht darauf, falls sich die Adresse oder Telefonnummer ändern, diese auch auf der ID zu ändern.
Abgesehen von der Hundemarke, die für jeden Menschen einfach lesbar ist, herrscht in Österreich die Chippflicht für Hunde. Das bedeutet, dass jeder Hund spätestens im Alter von drei Monaten von einem Tierarzt gechippt werden muss. Damit wird ihm ein einzigartiger Nummerncode zugewiesen, der ihn weltweit identifizierbar macht und man ihn im Falle eines Verlusts, Diebstahls oder Ähnlichem schneller wieder seinem Besitzer zugeordnet werden kann. In Deutschland trifft die Chippflicht nur auf bestimmte Rassen und auch nicht in allen Bundesländern zu. Manche Hunde tragen auch ein Halsband zusätzlich zum Geschirr, weil die Marke am Geschirr nur schlecht befestigt werden kann.
Die Qual der Wahl – verschiedene Materialien für Halsbänder
Wie auch bei Hundeleinen, kann man bei Halsbändern zwischen verschiedenen Materialien wählen.
Ein Halsband aus Nylon ist meist recht günstig, aber trotzdem langlebig. Außerdem trocknen sie schnell, was sehr praktisch ist, und Nylonhalsbänder gibt es auch in sehr vielen Farben und Designs – dazu zählen zum Beispiel saisonale Feierlichkeiten wie Weihnachten oder Ostern. Natürlich gibt es in Kombination mit Nylonleinen auch stylische Ensembles.
Ein Halsband aus Leder hingegen ist ein zeitloser Klassiker, der bei guter Pflege auch extrem langlebig ist.
Eine weitere Möglichkeit ist es, das Halsband einfach selbst zu machen. Neben den oben genannten Materialien kann man auch Gurtband aus Polypropylen, Fleece, Paracord (zum Knüpfen), Biothane und Plüsch zur Herstellung verwenden. Der Vorteil am Selbermachen ist natürlich, dass man das Halsband ganz nach seinen eigenen Wünschen gestalten und zum Beispiel mit Deko-, Bekleidungs- und Regenstoffen oder Reflektoren überziehen kann. Reflektierende Materialien und Leuchthalsbänder sind vor allem bei Nachtspaziergängen sehr zu empfehlen. Auch bei den Verschlüssen gibt es mehrere verschiedene Varianten, zwischen denen sich der kreative Hundebesitzer entscheiden kann. Anleitungen zum Selbstmachen findet man online zuhauf. Eine tolle Idee für heiße Sommertage sind übrigens Kühlhalsbänder oder Kühlhalstücher, die mit Kühlkristallen gefüllt sind und bei Kontakt mit Wasser eigenständig zu kühlen beginnen.
No-Go: Halsbänder als Mittel der Züchtigung
Außer Frage steht für uns das Wohl unserer Vierbeiner an erster Stelle. Darum sind Stachelhalsbänder, marginale Halsbänder (Greyhound Halsbänder), Würgehalsbänder und Elektrische Hundehalsbänder (auch Anti-Bell-Halsband oder Hundeschockhalsband genannt) absolut tabu. In Österreich und Deutschland sind diese Art von Tierquälereien zum Glück laut dem Tierschutzgesetz verboten. Das hält jedoch manchen nicht davon ab, solche Artikel im Internet zum Verkauf anzubieten. Wir möchten betonen, dass eine „Hundeerziehung“, die auf Bestrafung beruht, nicht zu unterstützen ist. Diese Hilfsmittel helfen nicht dabei, dass ein Hund nicht mehr an der Leine zieht. Das ist einzig und allein Erziehungssache, die mit Verständnis und Geduld im gemeinsamen Training erzielt werden kann.
Eine Grauzone sind Halsbänder mit Zugstopp. Sie eignen sich für Hunde, die rückwärts aus dem Halsband schlüpfen. Das Prinzip funktioniert so: Sobald der Hund an der Leine zieht, zieht sich das Halsband zusammen und wird enger.
Durch einen eingearbeiteten Stopp kann sich das Halsband jedoch nur bis zu einem bestimmten Punkt zusammenziehen, sodass der Hund nicht gewürgt wird. Wir würden empfehlen, auch von solchen Halsbändern Abstand zu nehmen.
Die Alternative zum Halsband – das Hundegeschirr
Das Halsband ist zwar als Führungshilfsmittel viel weiter verbreitet, aber das Geschirr hat den Vorteil, dass sich die Zugbelastung auf den Hundekörper anders verteilt: Statt allein auf dem Hals zu liegen, wird ein Teil des Drucks an den Brustkorb abgegeben. Das bietet sich vor allem für Hunde an, die stark und viel an der Leine ziehen. Wenn häufig starker Druck auf den Hals ausgeübt wird, kann das zu erhöhtem Augendruck und zu Problemen mit der Halswirbelsäule, der Halsmuskulatur oder dem Kehlkopf führen. Aber nicht nur für diese Hunde ist ein Geschirr eine tolle Alternative: Die Tierschutzorganisation PETA empfiehlt generell, statt Halsbändern Geschirre zu verwenden.
Ein weiterer Vorteil des Brustgeschirrs ist, dass es die Körpersprache des Vierbeiners kaum beeinträchtigt. Gerade bei Begegnungen zwischen mehreren Hunden kann man so Missverständnissen vorbeugen. Ein kleiner Tipp für das Angewöhnen des Geschirrs: Wenn sich dein Hund schon beim „Anziehen“ des Geschirrs unwohl fühlt, versuche, ihm beim Über-den-Kopf-streifen ein Leckerli ins Maul zu stecken. Nach ein paar Mal freut er sich vielleicht schon darauf.
Grundsätzlich lassen sich Geschirre mit allen Leinenarten (Flexileine, Schleppleine etc.) verwenden. Wichtig ist, auch beim Geschirr darauf achten, dass die Gurte nicht zu schmal sind, nicht einschneiden und dem Hund genug Bewegungsfreiheit lassen. Auf jeden Fall sollte man die anatomischen Besonderheiten seines Hundes in die Entscheidung für das richtige Brustgeschirr mit einfließen lassen, weil es für die meisten Hunderassen die passende Form gibt. Im Folgenden stellen wir euch ein paar verschiedene Geschirrvarianten vor.
Das Führgeschirr
Diese Geschirrart ist sehr vielseitig, da es drei Varianten gibt: Y-, H- und X-Form. Bei der ersten gibt es einen Rückensteg, eine Schlaufe, durch die der Kopf gesteckt wird, und eine Schlaufe hinter den Vorderbeinen. Bei der zweiten Art gibt es zusätzlich noch einen schräg verlaufenden Bauchgurt. Bei der dritten Variante, die speziell für Hunde mit einem besonders schmalen Brustkorb entwickelt wurde, sind Rücken- und Bauchsteg überkreuzt.
Wenn dein Wuffi gerne mal schwimmen geht, eignet sich ein neoprenunterfüttertes Geschirr besonders gut, denn herkömmliche Geschirre dehnen sich gerne etwas, wenn sie nass werden, und dann kann der Hund leicht herausschlüpfen.
Das Norwegergeschirr
Bei dieser Art geht das Brustgeschirr in einen Rumpfgurt über, der hinter den Vorderbeinen geschlossen wird und meist größenverstellbar ist. Außerdem gibt es am Rücken meist einen Griff, an dem man den Hund festhalten (aber bitte nicht aufheben) kann. Es ist aber möglich, dass sich der Hund selbst aus diesem Geschirr befreit. Der Vorteil ist, dass es sehr einfach an- und auszuziehen ist.
Das Sattelgeschirr
Das Sattelgeschirr ist eigentlich nichts anderes als ein Norwegergeschirr mit einer breiteren Fläche (dem „Sattel“) auf dem Rücken. Sie sind gut größenverstellbar, allerdings kann der Sattel recht schwer ausfallen, was für manche Hunde (vor allem im Sommer) unangenehm ist und auch dazu führen kann, dass sich feineres Fell darunter verfilzt.
Das Step-in-Geschirr
Diese Methode wurde speziell für Hunde entwickelt, die sich ungern etwas über den Kopf ziehen lassen. So kann der Wuffi einfach in das am Boden liegende Geschirr einsteigen, und es wird dann am Rücken mit einer Schnalle verschlossen. Allerdings ist diese Variante für größere Hunde nicht wirklich ausbruchssicher, für kleine Wauzis aber eine gute Alternative.
Das Sicherheitsgeschirr
Wie der Name schon sagt, ist dieses Geschirr für Ausbruchskünstler geeignet und mit einem zweiten Brustgurt ausgestattet. Es wurde speziell für Ausbrecher und für solche Hunde entwickelt, die bei Angst dazu tendieren, wegzulaufen.
Geschirr zum Autofahren
Für längere Autofahrten gibt es eigene Geschirre, die dazu dienen, den Hund während der Fahrt zu sichern. Für größere Hunde sind die Geschirre mit Schaffell gepolstert, und sie können ganz einfach mit dem Sicherheitsgurt verbunden werden. Für kleinere Hunde kann man einen Kindersitz verwenden, das Geschirr wird dann mit dem Kindersitz verbunden und dieser ebenfalls mit dem Sicherheitsgurt befestigt.
Spezialgeschirre
Unter Spezialgeschirren versteht man Geschirre für Rettungs-, Therapie-, Begleit-, Schutz- und Schlittenhunde (hier kommt auch ein Zuggeschirr zum Einsatz). Außerdem gibt es noch Mantrailing-Geschirre und Trekkinggeschirre, an die z. B. Hunderucksäcke festgemacht werden können.
Die Entscheidung „Halsband oder Geschirr“ können wir euch leider nicht abnehmen. Jeder Hund und jeder Besitzer ist ein bisschen anders, daher lässt sich eine Empfehlung schwer pauschalieren. Empfehlenswert vor einem Kauf eines Geschirrs ist es in jedem Fall, mehrere Modelle zu probieren und einen kleinen Spaziergang damit zu wagen. Manche verrutschen mit der Zeit und passen dann nicht mehr richtig. Auch bei Halsbändern ist der richtige Sitz am Hals das wichtigste Kriterium.
Weitere Infos zum Thema „Halti oder Maulkorb?“ findet ihr in diesem Artikel.