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Einfach Schnauze halten? Alles zum Thema Halti und Maulkorb
Früher verpönt, heute immer beliebter: der Maulkorb
Ein Maulkorb (auch „Mauli“ genannt“) ist manchmal notwendig, weil in manchen Ländern entsprechende Bestimmungen gelten. Auch beim Tierarzt, wenn die Gefahr besteht, dass der Hund aus Angst oder Verunsicherung zubeißen könnte, kann ein Maulkorb praktisch sein. Allerdings gibt es Hunderassen, die aus anatomischen Gründen – wie einem sehr kurzen Nasenrücken – keine Maulkörbe tragen können, wie zum Beispiel französische Bulldoggen oder der Mops. Für diese Rassen wird in Tierarztpraxen manchmal ein improvisierter Maulkorb aus einer Baumwollbinde verwendet, das ist aber natürlich nur eine kurzfristige Lösung, um einem Biss vorzubeugen.
Ist ein Maulkorb Tierquälerei?
Ein guter Maulkorb muss einige Kriterien erfüllen: er muss gut sitzen, darf nicht drücken und nicht zu groß sein, sodass der Hund trotzdem beißen könnte. Der Mauli darf die Kommunikation zwischen Hunden nicht einschränken und sollte eine Leckerligabe während des Tragens ermöglichen. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, gibt es für einen Hund, der schrittweise an ihn gewöhnt wurde, keine Einschränkung der Lebensqualität beim Tragen eines Maulkorbs.
Welche Arten von Maulkörben gibt es?
Es gibt verschiedene Varianten von Maulkörben:
- Nylon-Maulkörbe (Maulschlaufen): Diese werden mit einem Riemen hinter den Ohren befestigt und legen sich wie eine Schlaufe um die Schnauze. Sie sind für einen Tierarztbesuch recht gut, jedoch für eine längere Verwendung gar nicht geeignet (!), weil der Hund damit nicht hecheln kann, da sein Maul vollständig geschlossen ist.
- Maulkörbe aus Leder haben einen angenehmen Tragekomfort, allerdings sind die Gerbstoffe des Leders für feine Hundenasen oft unangenehm. Ledermaulkörbe gibt es als Bechermodell und in der Gittervariante. Leider ist die Leckerliabgabe hier oft schwierig, und auch die Kommunikation zwischen Hunden ist schwieriger, da vieles von dem Mauli verdeckt wird.
- Kunststoffmaulkörbe (z. B. Baskerville- Plastikkörbe) gibt es in verschiedenen Farben, was ihn für Mitmenschen etwas sympathischer macht. Außerdem ist er leicht zu säubern. Man sollte jedoch auf die Polsterung achten und ein hochwertiges Produkt wählen, das nicht so schnell brüchig wird.
- Der Metallgitterkorb sieht gefährlich und wie eine Abschreckung aus und schürt so eventuell bei Mitmenschen die Angst vor dem Hund. Außerdem kann er im Winter sehr kalt werden und ist durch sein Gewicht für den Hund eventuell unangenehm zu tragen. Allerdings ist er leicht zu säubern, erschwert die Kommunikation zwischen Artgenossen nicht und ist sehr stabil.
- Maulkörbe aus Biothane, zum Beispiel von BUMAS, sind noch relativ neu am Markt. Sie sind sehr leicht, einfach zu reinigen und in vielen Farben erhältlich. Außerdem können sie genau an den Hund angepasst werden.
Wie gewöhnt man seinen Hund am besten an einen Maulkorb?
Die Gewöhnung an einen Maulkorb sollte man gleich angehen, wie die an ein Halti: langsam, über mehrere Tage hinweg und mit vielen Leckerlis, um dem Wuffi die Erfahrung zu versüßen. Es spricht nichts dagegen, diese Gewöhnung prophylaktisch schon bei Welpen vorzunehmen. In manchen Ländern gilt nun einmal in bestimmten Situationen (im öffentlichen Verkehr, in Verwaltungsgebäuden) die Maulkorbpflicht, in manchen auch nur für bestimmte Rassen. Darum sollte man sich vor einem Urlaub über die Bestimmungen im Zielland informieren. Wenn man den Grundstein für einen Maulkorb schon spielerisch im Welpenalter legt, muss man seinen Hund nicht auch noch mit diesem zusätzlichen Stress konfrontieren. Denn Hunde sind Meister im Verknüpfen: lernen sie den Korb nur in Verbindung mit Angst, Stress, Tierarzt oder Ähnlichem kennen, ist er automatisch negativ konnotiert. Darum ist auch die Einstellung des Besitzers zum Maulkorb ein wichtiges Kriterium: sieht der Mensch die Sache positiv, tut sich der Hund damit auch schon viel leichter.
Die Vorteile eines Maulkorbs
Ein positiver Effekt des Maulkorbs beim Training ist zum Beispiel, dass der Hundebesitzer das Training ruhig und gelassen durchführen kann, weil im Grunde nichts passieren kann. Diese Ruhe überträgt sich dann auch auf den Hund und kann so auch für die Beziehung zwischen den beiden förderlich sein. Bei alltäglichen Spaziergängen sieht man immer wieder Hundehalter, die mit dem aggressiven Verhalten ihrer Vierbeiner überfordert sind und daher gestresst und ängstlich sind. Diese Situation kann mit einem Maulkorb verbessert werden, ist jedoch auf Dauer auch nicht die Lösung, da ein Maulkorb nur die Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpft. In Gegenden, in denen die Gefahr von Giftködern bekannt ist, kann ein Maulkorb sinnvoll sein, da der Wuffi dann nichts aufnehmen kann.
Das Halti – ein Halfter für Hunde
Auch manche Hundebesitzer fragen sich: Was ist ein Halti? Wir klären euch auf: „Halti“ ist eigentlich die bekannteste Marke bei Hundehalftern, hat sich aber als allgemeine Bezeichnung für diese Halfter durchgesetzt. Es wurde 1984 von Dr. Roger Mugford entwickelt, der sich dabei vom Pferdehalfter inspirieren ließ.
Wie bei vielen Trainings- und Erziehungsmethoden gehen auch hier die Meinungen auseinander. Manche nutzen das Halti (auch Kopfhalfter genannt) als zeitbegrenztes Trainingsmittel, manche können sich Spaziergänge ohne gar nicht mehr vorstellen, manche lehnen es komplett ab.
Wie funktioniert das Halti?
Generell funktionieren Haltis so, dass sich beim Zug an der Leine die Schlaufe um das Maul zusammenzieht. Dabei wird der „Schnauzengriff“ imitiert, den auch die Mutterhündin bei Welpen oder Hunde untereinander „tadelnd“ anwenden. Allerdings gibt es dabei zwei Probleme: erstens wissen nicht alle Hunde, was der Schnauzengriff bedeutet und zweitens kann dieser auch je nach Stärke verschiedene Bedeutungen haben. Starker Druck löst bei Hunden ein unterwürfiges Verhalten aus, sie meiden den Blickkontakt und gehen auf Abstand. Das ist allerdings das Gegenteil von dem, was man als Hundehalter in dieser Situation eigentlich erreichen will. Darum gibt es Halti-Modelle, die einen Stopp integriert haben, damit nur ein sanfter Druck ausgeübt wird und sich die Aufmerksamkeit des Hundes auf den Besitzer richtet. Damit kann man erreichen, dass gestresste oder aggressive Verhaltensweisen, die durch irgendeine Reizquelle ausgelöst wurden, unterbrochen werden. Während des Tragens eines Haltis kann der Hund ohne Einschränkungen hecheln, bellen, Wasser trinken oder etwas im Maul tragen.
Die Nachteile des Haltis
Manche Menschen werden trainingsfaul oder sogar machtverliebt, wenn sie merken, dass sie aufgrund des Haltis viel körperliche Kontrolle über den Hund bekommen. Das Halti darf aber nicht als Wundermittel gesehen werden, das die Leinenführigkeit verbessert. Kontinuierliches Training, eine enge Bindung zwischen Mensch und Hund sowie guter Blickkontakt sind sehr wichtige Faktoren in Bezug auf die Leinenführigkeit. Das Halti ist nur eine Verhaltensunterbrechung, man sollte jedoch in der Hundeerziehung eine Verhaltensveränderung anstreben. Haltis sind auch nur dann akzeptabel, wenn sie in ein bereits gut funktionierendes Trainingsumfeld integriert werden. Unbestreitbar ist, dass das Halti den Besitzer bei der Führung unterstützt – so wie bei jedem anderen Tier, das ein Halfter trägt (Pferd, Kamel etc.). Das kann dem Besitzer vor allem helfen, wenn das Kräfteverhältnis zwischen Mensch und Hund unausgeglichen ist.
Wie wird das Halti richtig verwendet
Auch wenn man das in der Praxis oft anders erlebt: Ein Halti sollte auf jeden Fall immer in Kombination mit einem Hundegeschirr oder einer Leine verwendet werden, im besten Fall mit einer gesonderten Leine für das Halti. So kann man ein Ziehen immer über die Leine/das Geschirr abfangen, und nicht über das Halti. Die Halti-Leine sollte locker durchhängen, nur bei Bedarf kann man den Hund über diese korrigieren.
Wie kann man seinen Hund also an ein Halti gewöhnen? Wenn man ein Halti verwenden möchte, ist es wichtig, seinen Hund langsam an das neue Hilfsmittel zu gewöhnen. Dazu gehört, den Hund das Halti erst einmal beschnuppern zu lassen und ihm eine Eingewöhnungsphase von 1-2 Tagen zu geben, während der er höchstens kurz seine Schnauze in das Halti steckt und dabei immer ein Leckerli bekommt. Das kann man während der beiden Tage ca. 20 Mal wiederholen. Als nächsten Schritt kann man einige Tage damit verbringen, dem Hund das Halti nur ganz kurz anzulegen, ihm ein Leckerchen zu geben und es ihm dann gleich wieder abzunehmen. So verknüpft man das Halti mit etwas Positivem. Die nächsten Tage kann man dann einige Minuten etwas mit dem Wuffi spielen, wenn er das Halti anhat. Nach ein paar Tagen darf dann schon ein Spaziergang gewagt werden. Hier gilt, wie auch in der späteren Verwendung: verwendet immer zusätzlich eine Leine, die an einem Geschirr (das auf den Brustumfang des Hundes abgestimmt ist) oder Halsband befestigt wird!
Wichtig ist auch, dass man das Halti nicht vom Anfang der Hundeerziehung an in Eigenregie verwenden sollte. Es besteht zum Beispiel die Gefahr, dass sich euer Wuffi schwer verletzt, wenn er mit voller Wucht ins Halti springt – im allerschlimmsten Fall kann es sogar zum Genickbruch kommen. Das bedeutet für euch auch, dass Rucken an der Halti-Leine absolut tabu ist. Außerdem verwirrt euren Vierbeiner unruhiges Ziehen und Schlenkern an der Leine nur und führt dazu, dass er die Signale nicht richtig deuten kann. Am besten ist es daher, man sucht sich einen qualifizierten Trainer, denn sonst kann das gut gemeinte Training beim Hund schnell Folgen haben, die sich nicht mehr so leicht ausmerzen lassen. Der Trainer kann auch anleiten, das Halti mit den richtigen Signalen zu verknüpfen (Stimme, Zug an der kurzen Leine), bei denen wiederum auch das Timing eine große Rolle spielt, damit der Hund die Zusammenhänge leicht erfassen kann.
Alles richtig machen beim Halti-Kauf
Beim Kauf ist es wichtig, dass das Halti richtig angepasst wird. Die Größe muss stimmen: Es darf nicht zu groß sein, damit der Hund es sich beim Rückwärtsgehen nicht über die Ohren ziehen kann – zwei Finger sollten noch Platz haben. Wenn euer Wauzi eine relativ kurze Schnauze hat, kann man den Nasenriemen mit wenigen Stichen enger nähen, damit er ihm nicht über die Schnauze rutscht. Es darf aber auch nicht zu klein sein und auf keinen Fall scheuern.
Gefahren bei falscher Verwendung
Bei der nicht sachgemäßen Verwendung des Haltis, das heißt, wenn der Kopf des Hundes ohne Vorwarnung zur Seite gerissen wird, verkrampfen die meisten Hunde ihre Kopf- und Nackenmuskulatur. Wenn das zum Dauerzustand wird, können sich Langzeitschäden an der Halswirbelsäule und den Gelenken bemerkbar machen. Außerdem kann sich das Halti auch negativ auf die Psyche des Hundes auswirken – wenn der Wuffi beim Tragen des Haltis immer einen unterwürfigen Eindruck macht und das natürliche Hundeverhalten nicht mehr gegeben ist, muss es entfernt werden.
Euer Hund sollte das Halti wirklich nur tragen, während er an der Leine geführt wird. Wenn er im Ruhezustand ist, könnte er sonst eine Technik erproben, um das Halti loszuwerden, bzw. es durchbeißen. Außerdem kann er mit der Pfote darin hängenbleiben.
Zum Thema Halti und Maulkorb gibt es natürlich kontroverse Meinungen, die von Begeisterung bis Tierquälerei reichen. Allerdings hat z. B. die Studie von Nicole Elsing, Ivonne Spitzley und Udo Gansloßer zum Thema „Der Einfluss des Maulkorbes auf das Verhalten des Hundes“ gezeigt, dass die Cortisolwerte von Hunden, die Maulkörbe trugen, nicht erhöht waren und die Hunde auch kein vermehrtes Lefzenlecken aufzeigten. Das heißt, die getesteten Hunde waren nicht übermäßig gestresst. Wir glauben, dass diese Hilfsmittel in bestimmten Situationen und unter bestimmten Umständen hilfreich und sinnvoll sein können. Wir möchten aber betonen, dass sowohl Halti, als auch Maulkorb kein Ersatz für eine gute Hundeerziehung sind, und das Tierwohl immer an erster Stelle stehen sollte.