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Braver Hund: Das perfekte Hundetraining
Bei dieser Headline kommt wohl jeder Hundebesitzer unweigerlich zum Schmunzeln. Denn wir alle wissen: Das perfekte Hundetraining existiert nicht. Auch mit Merlin mussten wir die Erfahrung machen, dass nicht jedes Training gleich viel bringt, jede Hundeschule andere Ansätze hat und selbst die beste Vorbereitung oft keine Früchte trägt.
Gut vorbereitet – auch aufs Hundetraining
Schon bevor wir selbst einen Hund hatten, haben wir uns natürlich auf das vorbereitet, was dann auf uns zukommen würde. Dachten wir zumindest. Denn obwohl wir beide mit Hunden aufgewachsen sind und auch immer wieder mal einen Vierbeiner aus der Verwandtschaft zum Hundesitten bei uns hatten, war die Erfahrung mit unserem eigenen Wuffi eine etwas andere.
Kaum wussten wir, dass wir einen Hund bekommen würden, haben wir uns mit verschiedenen Trainingsmethoden auseinandergesetzt, uns vermehrt Hundetrainer wie Martin Rütter im Fernsehen angesehen und auch das eine oder andere Buch zum Thema Hundeerziehung gewälzt. Und was soll ich sagen? Das Training ist ganz anders verlaufen als geplant.
Sitz!
Eine der leichtesten Übungen und für viele sicher auch das erste Kommando, das sie ihrem Vierbeiner beibringen. So haben auch wir uns bei Mini-Merlin recht schnell an „Sitz!“ herangewagt: Kaum hatte sich der Kleine von sich aus hingesetzt, reagierten wir mit Kommando und Leckerli. Und da war es dann soweit: Unser einzigartig unglaublich überschlauer Hund hat das schon nach kürzester Zeit kapiert. Unsere Hoffnungen waren geweckt – das Training mit ihm würde so einfach werden und er würde schon als Junghund alles können, was Hunde nun mal so können sollten.
Er war da leider anderer Meinung. Klar, diverse Übungen wie Sitz, Platz, Steh, Fuß oder Hier haben eigentlich alle nach recht kurzer Zeit schon sehr gut funktioniert. Auch unsere kleine Lieblingsübung – sich erst dann über den vollen Fressnapf hermachen, wenn das Kommando dazu („Bitte!“) erfolgt – ist ihm mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Trotz dem Labbi-typischen Fressverhalten. Aber dann kam die Hundeschule.
Hundetraining in der Gruppe
Und damit auch der Moment, in dem ich das erste Mal so richtig kapiert habe, was alle mit dem freundlichen Gemüt des Labradors meinen. Denn während alle anderen Junghunde sich entweder neugierig, nur ganz leicht aufgeweckt oder überhaupt ein wenig zaghaft verhielten, war meiner ein absolutes Energiebündel. Mit vor Freude schon nicht mehr nur wedelndem, sondern kreisendem Schwanz und klassisch aufgeklappten Ohren (Labbi-Besitzer wissen an dieser Stelle sicher gut, was ich meine) warf er sich immer wieder in Spielpose für die anderen.
Und die Hoffnung war dahin. Zuerst hatte ich noch gedacht, schon im ersten Hundetraining dem Trainer zeigen zu können, wie unglaublich schlau meine Flauschkugel ist. Aber keine Chance, er wollte nur spielen.
Um Junghunde- und/oder Labbi-Besitzern jetzt nicht jegliche Hoffnung zu nehmen: Es wurde natürlich besser. Nach der anfänglichen Aufregung um die vielen neuen Freunde wurde mein Kleiner auch ruhiger, wir könnten tatsächlich in der Gruppe trainieren und sogar die Junghundeprüfung ablegen. Damit haben wir unsere Gruppen-Hundetraining-Karriere aber auch beendet.
Einzeltraining ist nicht nur für Problemhunde
Denn danach entschieden wir uns, lieber auf Einzeltraining umzusteigen. Nicht, weil das andere Training nicht mehr gepasst hätte. Auch nicht, weil unser Hund ein „Problemhund“ ist. (Was auch immer das bedeuten mag – jeder Hund hat seine Eigenheiten und braucht einfach ein auf sich abgestimmtes Training.) Einfach, weil es uns sinnvoller erschien, mit unserem kleinen Wilden ein etwas intensiveres Training zu absolvieren, bei dem sich der Hundetrainer voll und ganz auf ihn fokussieren kann.
Hat auch ganz gut geklappt: Schon nach der ersten Trainingseinheit haben wir Fortschritte gemacht, auf Dauer war er im Einzeltraining viel ruhiger und konzentrierter. Für uns die richtige Entscheidung: aufgeweckter Hund mit Sturschädel + ruhiges Einzeltraining = Erfolg.
Der Sturschädel im Alltag
Besagter Sturschädel ist ihm (und auch mir) aber natürlich auch trotz intensivem Hundetraining geblieben – da könnte wahrscheinlich nicht mal der Rütter etwas dran ändern. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher: Er weiß, was ich gerne von ihm möchte, er will es aber einfach nicht immer machen. Verstehe ich, schließlich will ich ja auch nicht immer gerade das machen, was er sich grad vorstellt (mit dem neuen Stofftier spielen, noch mehr Leckerlis rausrücken …).
Im Augenblick sind wir übrigens nicht im Training, sondern versuchen, das bisher Gelernte im Alltag umzusetzen, trainieren zu Hause oder während unserer Spaziergänge und mixen das Grundtraining auch noch mit ein paar cooleren Tricks (Harry-Potter-Zaubersprüche als Befehle zum Beispiel).
Das ideale Training? Gibt es wohl nicht. Für uns war es ein langer Weg mit verschiedenen Ansätzen, die alle zu unserer heutigen Beziehung beigetragen haben. Und so schlecht haben wir das ja gar nicht hingekriegt. Braver Hund!