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Blindenhunde – alles rund um die sehenden Freunde
Sie sehen, wo für andere nur Dunkelheit ist. Sie warnen vor, wenn ein gefährliches Hindernis im Weg ist. Und vor allem führen sie ihre Begleiter auf aufmerksamen Pfoten liebevoll und vorsichtig durch jeden Tag. Bei uns geht es heute um die wahren Helden des Alltags: Um Blindenhunde.
Seit wann sind Blindenhunde für uns im Einsatz?
Blindenhunde stellen seit jeher eine treue und unverzichtbare Hilfestellung im Alltag von Sehbehinderten dar. Doch wie weit reicht deren Geschichte eigentlich zurück? Wir haben nachgeforscht und herausgefunden, dass Blindenhunde bereits seit dem Jahr 1892 ausgebildet werden. Auslösendes Ereignis war der erste Weltkrieg, der mit all seinen Kriegsopfern seinen Tribut forderte. Den Verletzten wurde schließlich Hilfe auf vier Pfoten zuteil, und den Blindenhunden jene besondere Bedeutung, die sich bis heute erhalten hat. Auf internationaler Ebene trug sich der erste Versuch, Hunde als Unterstützung für Blinde auszubilden, 1780 im Blindenhospital „Les Quinze-Vingts“ in Paris zu. Die ersten richtigen Ausbildungsstätten nahmen schließlich um 1900 ihren Anfang.
Zertifizierter Pfotenpilot: Die Ausbildung von Blindenhunden
Das Können eines Blindenhunds will gut gelernt sein: Ganze 18 Monate dauert die Ausbildung – und das alles gleich von Geburt an. Damit die Laufbahn des kleinen Co-Piloten auch gut beginnen kann, verbringt er sein erstes Lebensjahr in einer häuslichen Umgebung, wo er nach eigenen Regeln erzogen wird. Dies ist wichtig, um den Hund auf seine zukünftige Aufgabe vorzubereiten und ihm ein gutes Grundwissen mitzugeben. Neben Gehorsamkeit und allgemeiner Erziehung wird im ersten Jahr vor allem darauf Wert gelegt, dass sich der Welpe in einem Haushalt zurechtfinden kann, da dies den zentralen Ort seiner späteren „Arbeit“ darstellt. Nach diesem ersten Jahr geht’s dann weiter zur Begleithundeausbildung, die im Schnitt vier bis sechs Monate in Anspruch nimmt und unter den Argusaugen der Hundeprofis durchgeführt wird. Abgeschlossen ist die Ausbildung zum Blindenhund nach zirka 18 Monaten. Erst dann erfolgt ein Treffen mit dem/der zukünftigen BesitzerIn. Bevor der Hund jedoch zu einem fixen Begleiter wird, muss zuerst einige Wochen lang gemeinsam trainiert werden, denn nicht jeder Vierbeiner passt auch zu jedem Zweibeiner.
Welcher Blindenhund passt zu wem?
Sehbehinderte Personen benötigen im Alltag eine fundierte Unterstützung. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Suche nach dem idealen vierbeinigen Begleiter als kein leichtes Unterfangen herausstellt. Schließlich sollen Mensch und Hund auch miteinander harmonieren und sich gegenseitig aufeinander verlassen können. Um den optimalen Vierbeiner ausfindig machen zu können, muss sich der potentielle Besitzer im Vorhinein einem Interview sowie einem eigenen Auswahlverfahren unterziehen. Der Fokus liegt dabei auf dessen Persönlichkeit, Lebensstil, Mobilitätsstufe sowie dessen individuellen körperlichen Bedürfnissen. Nur unter genauester Abfrage ebenjener Aspekte kann der ideale haarige Begleiter ausfindig gemacht werden.
Verschiedene Rassen von Blindenhunden
Fakt ist, dass nicht jede Hunderasse als Blindenhund geeignet ist. Was die jeweiligen Rassen jedoch gemeinsam haben, ist deren genaue Auswahl nach Temperament sowie Trainierbarkeit. Vor allem ersteres spielt eine ausschlaggebende Rolle, da ein Blindenhund eine möglichst ausgeglichene Persönlichkeit vorweisen sollte, die seinen Besitzer im Alltag ruhig und gelassen unterstützen kann. Beliebte Hunderassen im Hinblick auf Blindenhunde sind Golden Retriever, Deutsche Schäferhunde sowie Labradore. Letztere stellen generell einen beliebten Familienhund dar und werden vor allem aufgrund ihrer sanften Persönlichkeit favorisiert. Ein weiterer positiver Aspekt, den diese Hunderassen mit sich bringen, ist ihre angenehme und durchschnittliche Größe. Sie sind genau groß genug, um alles überblicken und um ihren Begleiter bestens führen zu können.
Wer hat Anspruch auf einen Blindenhund?
Um einen Blindenhund als alltäglichen Helfer zur Seite gestellt zu bekommen, müssen seitens der sehbehinderten Person einige spezielle Auflagen erfüllt sein. Die Sehkraft sollte sich in einem Bereich unter fünf Prozent bewegen und der/die Blinde sollte auch keine körperlichen Beeinträchtigungen haben. Was das Wohnumfeld anbelangt, so sollte dieses hundefreundlich gestaltet sein und genügend Platz für den Vierbeiner bieten. Schließlich muss sich dieser auch wohl fühlen und gut zurechtfinden können. Damit letzten Endes auch wirklich alles in trockenen Tüchern ist und der Einzug funktioniert, findet davor ein ausgiebiges Kennenlernen im Zuge eines Lehrgangs statt, der im Nachhinein mit einer Prüfung besiegelt wird.
Auf leisen Pfoten zum besten Freund
Nicht jede Person, die einen Blindenhund an ihrer Seite haben möchte, bekommt auch gleich einen. Bevor der Vierbeiner einzieht, müssen einige Anträge gestellt werden. Den Beginn macht der Augenarzt, der eine Verschreibung ausstellt. Mit dieser Verschreibung geht es dann ab zur Blindenführhundeschule, wo ein Kostenvoranschlag verhandelt wird. Zusammen mit der Verschreibung geht es dann ab zur Krankenkasse, wo man mehr oder weniger eine „Versorgung mit einem Blindenführhund“ beantragt.
Tipps und Tricks bei Blindenhunden
Der tägliche Umgang mit Blindenhunden besteht nicht nur aus Spazierengehen und gemeinsamer Alltagsbewältigung. Es gibt einige Dinge zu beachten, wenn man zusammen unterwegs ist. Zum Beispiel sollte man es vermeiden, Blindenhunde während ihrer „Arbeit“ zu streicheln. Klingt vielleicht etwas seltsam, jedoch gibt es hierfür einen guten Grund: Blindenhunde müssen sich nämlich stets konzentrieren, da sie alles darauf verwenden, ihren Begleiter bestens zu schützen. Sie sind sogar darauf trainiert, Ablenkungen gänzlich auszublenden. Ein besonderer Punkt beim Umgang mit Blindenhunden ist auch die Sprache: Diese besteht nämlich aus eigenen Begriffen, damit sie sich von der normalen Alltagssprache abgrenzt. Dies birgt den Sinn, dass der Hund in der Öffentlichkeit aus anderen Gesprächsfetzen die Worte seines Besitzers optimal heraushören kann.
Avanti avanti!
Ja, ihr habt richtig gelesen: Das ist Italienisch. Und eines der vielen Kommandos, die man einem Blindenhund gegenüber ausspricht. Hier eine Liste der wichtigsten Kommandos:
- SED = Sitz!
- A TERRA = Platz!, hinlegen
- BRAVA = brav, ein Lob
- AVANTI = los, gerade voran
- VAI = einen Weg finden, einen Ort suchen
- TEMPO = schneller laufen
- PIANO = langsamer laufen
- SINI = links
- DESTRA = rechts
- DI LATO = am linken Straßenrand laufen
- DA PARTE = am rechten Straßenrand laufen
- PASSARE = überqueren
- AL FINO = Bordsteinkante anzeigen
- PORTA = Tür anzeigen
- EXTRA = einsteigen
- FUORI = Ausgang anzeigen
- STAZIONI = Bushaltestelle anzeigen
- BANCA = Sitzgelegenheit anzeigen
- LAMPADA = Ampelpfosten anzeigen
- CASSETTA = Briefkasten anzeigen
Die Kommandos sind auf Italienisch, da man sie so (wie oben bereits angemerkt) leichter aus anderen Gesprächen heraushören und von diesen unterscheiden kann.
Können Blindenhunde eigentlich Ampeln lesen?
Nein. Sie können zwar viel, aber das leider nicht. Hunde können nicht erkennen, wann eine Ampel von Grün auf Rot springt, daher muss in diesem Fall die Begleitperson selbst angeben, wann es sicher ist, die Straße zu überqueren. Dafür kann ein Blindenhund näherkommende Autos erkennen und so die Person vor der drohenden Gefahr bewahren.
Blindenhunde: Nicht nur Helfer im Alltag
Dass Blindenhunde die Helden des Alltags schlechthin sind, wissen wir schon lange. Doch neben ihrer tollen Unterstützung im Alltag tragen sie nachweislich positiv zur Gesundheit von sehbehinderten Menschen bei. Blindenhunde reduzieren nämlich Ängste, Einsamkeit und Depressionen. Sie lindern Stress und fördern somit das Herz-Kreislauf-System. Auch motivieren sie ihr jeweiliges Herrchen oder Frauchen zu mehr Bewegung im Alltag – schließlich benötigen sie wesentlich öfter Auslauf.
Unsere Helden des Alltags sind ganz einfach einsame Spitze – und die idealen Begleiter für uns Sehbehinderte. Sie sehen, wo es für andere dunkel ist, und bekommen im Gegenzug Liebe und tiefstes Vertrauen.