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Sommerzeit ist Zeckenzeit – Was tun gegen die lästigen Biester?
Fast jeder Hundebesitzer kann ein Lied davon singen: kaum steigen die Temperaturen, lauern die Parasiten regelrecht auf unsere Vierbeiner. Die wiederum lassen sich natürlich nicht davon abhalten, durch die Botanik zu schnüffeln. Wie ihr trotzdem unbesorgt durch die warme Jahreszeit kommt, erfahrt ihr in unserem Artikel.
Zecken sind eine Überfamilie innerhalb der Milben und gehören zu den Spinnentieren. Fast alle Zeckenarten sind, ebenso wie Milben und Flöhe, Ektoparasiten (das bedeutet, dass sie nicht in das Innere des Wirtes eindringen). Als Wirte dienen den Zecken vor allem Menschen, Hunde, Katzen, Vögel, Reptilien, Nager und Fledermäuse. Es gibt mittlerweile über 17 Zeckenarten, die in Österreich vorkommen. Zecken findet man vor allem an Waldrändern, auf Lichtungen und Wiesen, am Wegesrand oder Flussufer. Sie beschränken sich jedoch nicht auf ländliche Regionen, sondern sind durchaus auch im städtischen Umfeld anzutreffen.
Doch ist es überhaupt ein Zeckenbiss? Oder doch ein „Zeckenstich“? Zoologisch betrachtet spricht man von einem Stich, da bei einem Biss Mundwerkzeuge aufeinander zubewegt werden, bei einem Stich jedoch ein geradliniges Einführen vorliegt. Wenn es nur bei dieser kleinen Eintrittsverletzung bleiben würde, wäre die Sache halb so schlimm. Denn auch, wenn mehrere Zecken einen Hund befallen, ist dies an sich nicht gefährlich, außer bei wirklich massivem Befall, wo der Blutverlust problematisch werden kann. Aber Zecken können leider auch gefährliche Krankheiten übertragen. Welche, das schauen wir uns jetzt genauer an.
Welche Krankheiten können von Zecken auf Hunde übertragen werden?
Borreliose
Die Lyme-Borreliose ist eine der am weitesten verbreiteten Vektorenerkrankungen und die wohl bekannteste durch Zecken übertragene Krankheit. Laut Experten ist jede dritte Zecke ein Überträger von Borreliose, die Inkubationszeit beträgt 2 bis 90 Tage. Je nach Region haben jedoch nur 5 bis 20 Prozent aller Hunde Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Borrelien im Blut. Daher ist es sinnvoll, seinen Vierbeiner gegen Borreliose impfen zu lassen, da diese Krankheit einen sehr schmerzhaften Verlauf haben kann. Leider gibt es für Menschen noch keine Möglichkeit, sich gegen Borreliose impfen zu lassen, nur für Hunde und Pferde. Allerdings muss vor einer Impfung gewährleistet sein, dass der Hund noch nicht mit Borrelien in Kontakt gekommen ist, da es sonst zu lebensbedrohlichen Nierenentzündungen kommen kann. Außerdem wirkt die Impfung leider nicht gegen alle Borrelienstämme.
Eine mit Borreliose infizierte Zecke trägt den Erreger Borrelia burgdorferi in sich, welcher 24 Stunden nach dem Biss übertragen wird. Wird die Zecke vorher entfernt, besteht kein Infektionsrisiko.
Da die Symptome einer Borrelioseerkrankung nicht sehr spezifisch sind, ist diese oft schwierig zu erkennen. Zu den Symptomen gehören allgemeine Lethargie, wechselnde Lahmheit, Fieberschübe, Nierenerkrankungen, Lymphknotenschwellung, Entzündungen der Augen, vereinzelt auch Herzproblemeundneurologische Symptome.
Ehrlichiose
Die Ehrlichiose hat ihren Namen durch das Bakterium Ehrlichia canis und wird auch als Zeckenfieber bezeichnet. Eigentlich ist sie typisch in tropischen und subtropischen Regionen, aber auch in Flussgebieten wurden bereits Fälle festgestellt. Oft kommt es zu Doppelinfektionen mit der Babesiose. Die Inkubationszeit beträgt 8 bis 20 Tage. Es wird zwischen der mono- & lymphozytären Ehrlichiose und der granulozytären Ehrlichiose (Anaplasmose) unterschieden, wobei letztere einen etwas weniger schlimmen Verlauf hat.
Die Symptome sind sehr unterschiedlich: ständig wiederkehrendes Fieber, Nasenbluten, schleimig-eitriger Nasenausfluss, Erbrechen, Blutungen und Ödeme in der Unterhaut, Blutarmut, Milzvergrößerung, Gelenkerkrankungen, Abgeschlagenheit, Abmagerung, Erkrankungen der Lymphknoten und Meningoenzephalitis.
Babesiose
Diese Krankheit wird auch Hundemalaria oder Piroplasmose genannt. Dabei werden die roten Blutkörperchen zerstört, was zu Blutarmut (Anämie) und ohne Behandlung innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen kann. Die Inkubationszeit beträgt 9 Tage bis zu 3 Wochen.
Es wird zwischen akutem Verlauf (Fieber, Mattigkeit, Schwäche, blasse bis gelbliche Schleimhäute, rot- bis grünbrauner Harn sowie Nierenversagen) und chronischem Verlauf (wechselndes Fieber und Verlust an Körperkondition) unterschieden.
FSME
Anders als bei der Borreliose, gibt es für FSME eine Impfung für Menschen, allerdings nicht für Hunde. Die Inkubationszeit beträgt zwischen einer Woche und einem Monat. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird übertragen, wenn eine Zecke zuvor einen mit Arboviren infizierten Kleinsäuger gebissen hat. Der Erreger wird durch den Speichel der Zecke übertragen, darum hilft eine schnelle Entfernung der Zecke leider nicht dabei, eine Übertragung zu verhindern. Allerdings sind Erkrankungen bei gesunden Hunden recht selten, nur wenn das Immunsystem schon angegriffen ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher. Symptome sind hohes Fieber,Verhaltensauffälligkeiten,Krampfanfälle,Berührungsempfindlichkeiten und -schmerzen an Nacken und Kopf,Gangstörungen, Schielen und verengte Pupillen.
Gefährdete Körperstellen bei Hunden
Bei Hunden beißen Zecken meist gleich an der Stelle zu, an der sie auf den Körper gelangen. Bei Menschen suchen sie sich eher eine verstecktere Stelle. Das bedeutet, dass Zecken bei Hunden häufig am Kopf, auf der Brust, im Nacken und an den Schultern zu finden sind. Diese Stellen sollte man daher nach jedem Spaziergang kurz checken, um eine Übertragung der oben beschriebenen Infektionskrankheiten zu vermeiden.
Was hilft gegen Zecken?
Im Idealfall beugt man dem Zeckenbefall schon vor. Zu diesem Zweck gibt es verschiedene Mittel:
- Eine beliebte Zeckenprophylaxe sind sogenannte Spot-On-Präparate, die dem Hund in den Nacken getropft werden und deren Wirkstoff sich dann auf den ganzen Körper verteilt. Es entsteht ein mehrwöchiger Zeckenschutz, der den Hund für Zecken unattraktiv macht. Diese gibt es zum Beispiel als Anti-Zecken-Pipette von der Firma Advantix oder als Tierpflegeöl von Ballistol.
- Eine Alternative zu diesen Präparaten sind Zeckenhalsbänder, die denselben Wirkstoff enthalten und diesen nach und nach abgeben. Bei konstantem Tragen hält der Schutz mehrere Monate.
- Im Vergleich dazu halten Sprays, die man auf das Fell aufträgt, nur 2-8 Stunden, aber kurz vor dem Spaziergang aufgetragen helfen sie auch bei der Zeckenabwehr.
- Es gibt auch verschreibungspflichtige Tabletten, zu denen der Tierarzt gerne berät. Die kann man seinem Vierbeiner dann zur Vorbeugung in das Fressen mischen.
Wenn es dafür allerdings schon zu spät ist, die Hundezecke nämlich schon an unserem Wuffi hängt, sollte man schnell handeln: der Parasit sollte mit einer Zeckenzange, einem Zeckenhaken oder einer Pinzette hautnah gegriffen und vorsichtig und ohne drehen entfernt werden. Dabei sollte man ihn nicht quetschen, da er sonst aus Panik Giftstoffe in den Körper des Hundes pumpt. Sollte man dabei versehentlich den „Kopf“ (wofür der Stechapparat meist fälschlicherweise gehalten wird) abreißen, ist das nicht so schlimm, denn er fällt bald von selbst ab.
Viele Mythen ranken sich um Hilfsmittel wie Nagellack oder Butter, die die Zeckenentfernung vereinfachen sollen. Davon sollte man allerdings dringend Abstand nehmen, da diese das Entfernen noch erschweren.
Manche schwören auch auf homöopathische bzw. natürliche Mittel wie Globuli, Kokosöl, Neemöl, Bierhefe, Babypuder, Zistrose-Kapseln etc. im Fressnapf. Hier lohnt es sich bei Interesse, auszuprobieren, was funktioniert, denn hier gehen die Meinungen stark auseinander, und nicht jedes Hausmittel wirkt bei jedem gleich.
Wenn ihr unsere Tipps beachtet, dann kommt ihr mit eurem Wuffi gut durch den Sommer, und das Toben durch Wald und Wiesen lässt jedes Hundeherz höher schlagen. Unsere haben sie ja ohnehin gestohlen ;).