Kategorien:
Blutspenden bei Hunden – ein Interview
Mike Lebkücher ist Hundebesitzer und bereits seit längerem geht er mit seinem Hund Marley regelmäßig zum Blutspenden. Ja, auch Hunde können Blut spenden und damit tatsächlich Hundeleben retten. Wir haben ihn alles gefragt, was ihr zum Thema Blutspenden beim Hund wissen solltet.
dogtales: Kannst du uns deinen Hund Marley kurz vorstellen?
Mike Lebkücher: Marley wurde am 5. August 2015 in Walsrode geboren. Er wird also dieses Jahr vier Jahre alt. Wir wollten schon immer einen ganz besonderen Mischling haben und da hat Marley einfach perfekt gepasst. Marley ist eine Mischung aus einem Berner Sennenhund und einem Leonberger Golden Retriever – also wirklich etwas ganz Besonderes. Bekommen haben wir ihn damals direkt als Welpe. Seitdem ist er bei uns und bereichert unser Leben täglich. Marley ist ein sehr aufgeweckter Hund, manchmal ein richtig verrückter Kerl, aber vor allem ein herzensguter Wegbegleiter.
dogtales: Wie kam es zu der Idee, dass Marley ein Blutspendehund wird? Oder war er bereits ein “trainierter” Blutspendehund, als du ihn dir geholt hast?
Mike Lebkücher: Die Idee mit dem Blutspenden kam mir damals eigentlich zufällig, als ich auf Facebook herumgescrollt habe. Marley war also kein bereits “trainierter” Blutspendehund als wir ihn bekommen haben, er ist ja auch schon seit seiner Geburt bei uns. Damals habe ich ein Posting der Medizinischen Hochschule Hannover entdeckt, die das Blutspendehund-Programm anbietet. Ich habe mir dann sofort gedacht, dass das wirklich eine tolle Sache ist und tatsächlich Hundeleben retten kann. Also habe ich begonnen, mich darüber zu informieren.
dogtales: Wofür wird das Blut dann hauptsächlich eingesetzt?
Mike Lebkücher: Das ist ganz unterschiedlich und hängt davon ab, wofür es gerade gebraucht wird. Marley war jetzt mittlerweile acht Mal für Hunde, die Blut brauchten, im Einsatz. Dabei reichten die Gründe von Blutkrankheit bis hin zu einem schweren Unfall. Bis jetzt wurden alle Hunde, für die Marley gespendet hat, wieder gesund entlassen – damit steht er auf Platz 1 in der Liste für Blutspendehunde im Raum Hannover. Marley hat eine sehr seltene Blutgruppe, die für jeden Hund – egal welcher Rasse – verwendet werden kann, das ist natürlich besonders toll.
dogtales: Was sind die Voraussetzungen für einen Blutspendehund? Kann jeder Hund Blut spenden?
Mike Lebkücher: Natürlich gibt es auch für eine Blutspendehund gewisse Voraussetzungen, die es zu erfüllen gilt, so wie bei Menschen eben auch. Am wichtigsten ist, dass der Hund absolut gesund ist. Außerdem muss der Hund mindestens 1 Jahr alt sein und er sollte mindestens 20 kg wiegen. Es gibt natürlich aufgrund von gesundheitlichen Risiken mehrere Ausschlussfaktoren für einen Blutspendehund, sprich nicht jeder Hund kann Blut spenden, aber das ist auch richtig so, immerhin möchte kein Hundebesitzer, dass sein Hund erkranktes Blut gespendet bekommt. Ein Ausschlussgrund etwa ist in den meisten Fällen, wenn der Hund aus dem Ausland stammt (wegen der Mittelmeerkrankheit).
dogtales: Wie genau läuft so eine Blutspende beim Hund ab?
Mike Lebkücher: Eigentlich recht ähnlich wie beim Menschen. Wir kommen hin und Marley wird kurz untersucht. Anschließend liegt Marley circa 20 Minuten auf einem Tisch, während ihm das Blut aus der Halsschlagader entnommen wird. In seinem Fall sind es 380 ml, denn es werden immer 10 ml pro Kilogramm entnommen. Während der Blutabnahme hält die Ärztin die Kanüle immer fest in den Fingern, falls Marley einmal unruhig wird – bis jetzt war das aber noch nie der Fall, Marley wird dort schon “Cool Dog” genannt. Nach der Spende bekommt Marley 5 kg Trockenfutter, auch die spendet er – so hat er gleich zwei gute Taten an einem Tag vollbracht.
dogtales: Wie geht Marley mit der Blutspende um? Wie verhält er sich? Habt ihr dafür trainiert?
Mike Lebkücher: Marley ist da wirklich eine absolut coole Socke. Er liegt total entspannt am Tisch und lässt sich einfach in Ruhe Blut abnehmen. Er vertraut mir einfach blind und ich schätze er spürt, dass ich oder ein anderer ihm niemals wehtun würden. Er macht alles ganz ohne Stress. Außerdem weiß er mittlerweile ganz genau, dass er nach der Blutspende eine riesige Rinderbeinscheibe bekommt. Ich glaube auf die freut er sich immer am meisten. Nach einem Ruhetag kann er dann wieder voll loslegen. Trainiert in dem Sinn haben wir eigentlich nur, dass er sich überall mühelos anfassen lässt und ruhig sitzen bleibt. Etwas, dass uns auch beim klassischen Tierarztbesuch sehr zugute kommt.
dogtales: Wie oft kann man als Hund Blut spenden?
Mike Lebkücher: Alle Vierteljahre kann gespendet werden, also immer im Abstand von 3 Monaten. Da wo ich mit Marley hingehe wird eine Kartei geführt, wann er wieder spenden darf, damit hier auch ja nichts schief geht.
dogtales: Wo kann man als Hund Blut spenden?
Mike Lebkücher: Das kann ich jetzt so pauschal nicht beantworten, es gibt mehrere Anlaufstellen für Blutspendehunde. Am besten ist es, sich hier einfach mit dem eigenen Tierarzt abzusprechen und nachzufragen, wo in der Umgebung die Möglichkeit besteht.
dogtales: Wenn Hundebesitzer aus ihrem Hund einen Blutspendehund machen wollen, wie finden sie heraus, ob der Hund geeignet ist?
Mike Lebkücher: Auch hier rate ich zum Tierarztbesuch. Immerhin weiß der eigene Tierarzt am besten, ob der Hund gesund ist oder ob er sich von vornherein nicht als Blutspendehund eignet. Das muss gar nicht unbedingt gesundheitliche Gründe haben, sondern kann häufig auch einfach mit der Mentalität eines Hundes zusammenhängen.
dogtales: Können Nebenwirkungen auftreten?
Mike Lebkücher: Starke Nebenwirkungen an sich gibt es keine, so wie beim Menschen auch nicht. Natürlich kann es aber auch mal vorkommen, dass ein Hund danach vielleicht etwas müde oder dergleichen ist. Bei Marley hatten wir bis jetzt nie Probleme nach der Blutspende. Wildes Herumtoben sollte man nach der Blutspende aber schon vermeiden. Ich denke, viel hängt hier auch damit zusammen, wie der Hund sich während der Blutspende benimmt. Wenn ein Hund dadurch total gestresst wird hat das natürlich andere Auswirkungen als wenn ein Hund so wie Marley absolut entspannt dort liegt. Klar können auch beim Hund mal kleine “Nebenwirkungen” auftreten, so wie bei Menschen eben auch. Man sollte sich einfach gründlich im Vorhinein über mögliche Auswirkungen informieren und auch den eigenen Tierarzt um eine Einschätzung bitten, ob der eigene Hund als Blutspendehund geeignet ist, auch mental.
dogtales: Welche Vorteile hat das Blutspenden bei Hunden deiner Meinung nach?
Mike Lebkücher: Mit dem eigenen Hund Blutspenden zu gehen hat für mich gleich zwei wunderbare Vorteile. Zum einen weiß man immer, ob der eigene Hund gesund ist, denn vor jeder Untersuchung wird das Blut des Hundes – 18 Blutwerte um genau zu sein – untersucht. Wenn also etwas mit Marley nicht stimmen würde, würden es mir die Ärzte dort sagen. Ich weiß also immer, dass Marley kerngesund ist und wenn er es mal nicht ist, kann ich es so auch frühzeitig entdecken. Zum anderen, und das ist der Grund warum wir das überhaupt machen, kann Marley dadurch Hundeleben retten. Ich weiß nicht was ich ohne Marley machen würde und kann mir gut vorstellen, wie schlimm eine brenzlige Situation für andere Hundebesitzer ist. Ich wäre in so einer Situation unheimlich dankbar, wenn ein anderer Hund für meinen geliebten Vierbeiner Blut spenden und ihm dadurch das Leben retten würde. Im Endeffekt ist es für Marley und mich ein kleiner Aufwand, der aber für jemand anderen in einer lebensbedrohlichen Situation unheimlich große Wirkung haben kann.
dogtales: Vielen Dank für das Interview!