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Kuscheltiger mit Killerblick: Kampfhunde
Man kennt es nur zu gut: Beim Spaziergang durch den Ort trifft man auf dieses eine Pärchen, das mit den zwei Rottweilern. Während man als Hundefreund nicht einen einzigen Gedanken an Aussehen oder Verhalten der Hunde verschwendet, kann man immer wieder beobachten, wie manche Leute lieber einen großen Bogen um ebenjene Vierbeiner machen. Diagnose: Kampfhund. Doch woher stammt eigentlich dieses Klischee?
Kampfhunde – was macht sie aus?
Macht man sich über den Begriff „Kampfhund“ schlau, so werden am häufigsten folgende Rassen angeführt:
- Bullterrier
- Rottweiler
- Mastiff, Bullmastiff
- Staffordshire Bullterrier
- American Staffordshire Terrier
- Pitbullterrier
- American Bulldog
- Dobermann
- Dogo Argentino
Doch mal abgesehen von den einzelnen Rassen – was macht einen Kampfhund eigentlich aus? Schon der Begriff an sich ist ein wandelndes Klischee: Der von Medien und Gesellschaft liebend gern hochgehetzte „böse Hund“. Der, der alle angreift. Der mit dem Killerblick. Der ist nämlich gefährlich – heißt es zumindest. Dem gängigen Mythos um den Kampfhund liegt jedoch eine weit zurückreichende Geschichte zugrunde: Seit jeher schon wurden und werden leider immer noch illegale Hundekämpfe veranstaltet, im Zuge derer die Hunde von den Besitzern aufs Brutalste hin abgerichtet und scharf gemacht werden. Um bei den Hundekämpfen besonders erfolgreich zu sein, wurden bestimmte Hunde gezüchtet, die besonders robust und anderen Hunden im Kampf somit überlegen sind. Was sie auszeichnet, sind markante Körper- und Gesichtszüge, die sie auf manche Betrachter grob und gefährlich wirken lassen.
Klischee Kampfhund
Was die Hundekämpfe anbelangt, so stellen diese leider auch heute noch bittere Realität dar. Illegal durchgeführt finden diese nach wie vor in einigen europäischen Ländern und mitunter sogar in Österreich statt. Die Kämpfe und Kampfstätten sind gut versteckt, dennoch kommen immer wieder einige Fälle ans Licht, bei denen Hunde erst abgerichtet und dann in einer Art kleinen „Arena“ aufeinandergehetzt werden. Die Hunde tragen dabei schlimme Verletzungen davon und bezahlen auch teilweise mit ihrem Leben. Was die genaue Anzahl von Hundekämpfen oder diverse Orte, wo diese stattfinden, anbelangt, so ist darüber wenig bekannt. Da die Kämpfe illegal sind, werden sie stets im Verborgenen ausgetragen.
Um einen Hund jedoch als „Kampfhund“ einstufen zu können, muss im Vorhinein ein Wesenstest erfolgen. Erst der kann dann eindeutig etwas über Wesen und Charakter des Hundes aussagen. Denn nur weil eine Liste mit bestimmten Rassen kursiert, sagt dies noch lange nichts darüber aus, ob ein bestimmter Hund auch wirklich „böse“ ist. Bei einem Wesenstest für Hunde werden deren Verhaltenseigenschaften überprüft und untersucht, ob das Verhalten etwaige Besonderheiten aufzuweisen hat. Die Tests spielen eine große Rolle in Hundezucht und bei der Auswahl von Diensthunden, da so bestimmt werden kann, ob ein Hund für einen bestimmten Bereich geeignet ist. In Deutschland zum Beispiel wurden Wesenstests durchgeführt aufgrund vermehrter Angriffe von Hunden auf Menschen, die im Zuge dessen verletzt oder gar getötet wurden.
Listenhunde
Setzt man sich mit den Wesenstests auseinander, so stößt man auch auf den Begriff der „Listenhunde“. Unter diesen Begriff fallen Hunde, die als „möglicherweise gefährlich“ eingestuft werden. In Österreich existieren solche Listen in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg. Auf den Listen sind sogenannte „Kampfhunde“ vermerkt, deren Besitzer bestimmte Auflagen erfüllen müssen, um zur Hundehaltung berechtigt zu sein.
Listenhunde in Wien:
In Wien gilt sogar eine Hundeführerscheinpflicht die vorschreibt, dass Besitzer eines mindestens sechs Monate alten Hundes, der ein gewisses Gefährdungspotenzial aufweist, die Hundeführerscheinprüfung positiv zu absolvieren haben. Folgende Rassen stehen in Wien auf der Liste:
- Bullterrier
- Staffordshire Bullterrier
- American Staffordshire Terrier
- Mastino Napoletano
- Mastin Espanol
- Fila Brasileiro
- Mastiff, Bullmastiff
- Tosa Inu
- Pitbullterrier
- Rottweiler
- Dogo Argentino
Listenhunde in Niederösterreich:
Das Halten eines Listenhundes muss in Niederösterreich bei der jeweiligen Gemeinde gemeldet werden. Auch gilt eine besondere Regelung für öffentliche Orte: Öffentliche Verkehrsmittel, Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen, Einkaufszentren, Parkanlagen und Schulen schreiben zum Beispiel eine Maulkorb- und Leinenpflicht vor. In Niederösterreich stehen folgende Rassen auf der Liste:
- Bullterrier
- American Staffordshire Terrier
- Staffordshire Bullterrier
- Dogo Argentino
- Pitbull
- Bandog
- Rottweiler
- Tosa Inu
Listenhunde in Vorarlberg:
In Vorarlberg gilt bei der Haltung eines Listenhundes zu beachten, dass diese bewilligungspflichtig sein muss. Auch werden (wie in den anderen Bundesländern auch) Maulkorb und Leinenzwang vorgeschrieben. Vorarlberg hat folgende Rassen auf der Liste:
- Bullterrier
- Staffordshire Bullterrier
- American Staffordshire Terrier
- Mastino Napoletano
- Mastin Espanol
- Fila Brasileiro
- Argentinischer Mastiff
- Mastiff
- Bullmastiff
- Tosa Inu
- Bordeaux Dogge
- Dogo Argentino
- Ridgeback
- Bandog
- Pitbullterrier
Charakter und Eigenschaften von Kampfhunden
Die Listen mit den Kampfhunden haben einige Rassen aufzuweisen, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnen. Zum Beispiel der Staffordshire Terrier: Diese Rasse wird gerne als Rettungshund eingesetzt, da er tapfere, hartnäckige und zuverlässige Wesenszüge aufzuweisen hat. Auch wird der Staffie in einigen Ländern als Familienhund gezüchtet und aufgrund dessen auch gerne als „Nanny Dog“ bezeichnet. Neben dem Staffordshire Terrier zählt auch der American Pitbull Terrier zu den besonderen Listenhunden: Er wird oft als Spürhund eingesetzt, da er als extrem intelligent gilt und einen scharfen Spürsinn besitzt.
„Der tut nix“
Wie wir gerade mit den Terriern angeführt haben, muss es nicht gleich bedeuten, dass Hunde, die den jeweiligen Listen entsprechen, auch gleich negative Charaktereigenschaften besitzen. Denn dass das Wesen des Hundes relativ wenig mit seinem Aussehen zu tun hat, zeigt sich oft genug bei anderen Hunderassen. Wer kennt ihn nicht, den berühmten Satz eines eingefleischten Hundebesitzers? „Der tut nix. Der ist ganz brav.“ Doch meist sind es dann jene Rassen, bei denen man es am wenigsten vermuten würde, die ein auffälliges Verhalten an den Tag legen. Doch warum sind manche Vierbeiner aggressiv? Denn schließlich wird kein Hund als ein Kampfhund geboren.
Wie das Herrl, so das Gscherrl
Hauptgrund für ein aggressives Verhalten seitens der Vierbeiner liegt oft beim Besitzer und der Erziehung selbst. Kein Hund wird „böse“ geboren. Was ihn und sein Verhalten prägt, ist der Umgang durch den Besitzer, wie er behandelt wird, wie viel Liebe er bekommt. Oft werden Hunde auch vernachlässigt oder gar misshandelt, was sie ängstlich macht und wodurch sie sich in weiterer Folge natürlich zu verteidigen suchen. Gibt man einem Hund von klein auf die Liebe, die er braucht, und erzieht ihn geduldig aber strikt genug, so wird er wohl nicht zu einem Kampfhund heranwachsen. Dabei spielt es keine Rolle, ob groß oder klein, ob Pitbull oder Labrador, ob Listenhund oder nicht. Hunde sind wie wir Menschen auf Liebe angewiesen, und Vorurteile existieren leider überall. Doch auch wenn einer von außen wie ein Kampfhund aussehen mag, hat er in Wahrheit vielleicht ein größeres Hundeherz, als man es sich vorstellen kann.