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„Wie der Herr, so’s Gscherr“ – stimmt das wirklich?
Dieses Sprichwort wird im Zusammenhang mit der Ähnlichkeit zwischen Hund und Halter gerne angewandt. Es kann sowohl auf die Optik, als auch auf das Verhalten von Zwei- und Vierbeinern zutreffen. Wir haben uns beide Bereiche mal etwas näher angeschaut und uns die Frage gestellt: Ist es Klischeedenken, Vorurteil oder Tatsache? Und ist die Realität „Gleich und gleich gesellt sich gern“, oder doch eher „Gegensätze ziehen sich an“?
Der psychologische Aspekt
Wir alle kennen das: man sitzt sich bei einem Date gegenüber, die Person gegenüber stützt den Kopf auf eine Hand, wenig später machen wir das selbst auch. Nicht jeder weiß, dass hier das psychologische Prinzip des Spiegelns dahinter steckt. Manche machen das unbewusst, andere wiederum setzen es ein, um das Gegenüber zu manipulieren, denn das Spiegeln erzeugt beim anderen Sympathie.
Hunde spiegeln ebenfalls, aber natürlich nicht aus manipulativen Gründen. Sie sind vielmehr auf ihr Herrchen/Frauchen fixiert. Wenn er/sie entspannt ist, entspannt sich der Hund auch. Wenn der Mensch angespannt ist, weil er wieder am Gartentor des laut bellenden Nachbarshundes vorbei muss, wird sich auch der Hund verkrampfen, weil ihm die Sicherheit fehlt, die der Besitzer in solchen Momenten ausstrahlen sollte. In vielen Fällen ist es auch so, dass Menschen sich den Hunden anpassen, das bedeutet, wenn der Hund Angst hat, werden auch die Menschen unsicher, anstatt zu signalisieren, dass sie die Situation unter Kontrolle haben und kein Grund zur Angst besteht.
Wer richtet sich eigentlich nach wem?
Dr. Iris Schöberl vom Institut für Verhaltensbiologie der Universität Wien hat in einer Studie den Zusammenhang zwischen Verhalten und Stressmanagement bei Hundebesitzern und ihren Hunden untersucht. Dabei wurde analysiert, welche Charaktereigenschaft des Menschen bei Hunden die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol beeinflusst. Ergebnis der Untersuchung war, dass Hunde sich an das Verhalten der Menschen anpassen und dafür sehr empfindlich sind. Je nach Ausgangsgefühlslage des Besitzers verändert sich auch das Verhalten des Hundes: ein freudiger, entspannter Besitzer spiegelt sich in einem entspannten Hund wider, so wie Angst oder Nervosität des Besitzers sich beim Hund eher in Aggressivität umwandeln. Nähere Informationen zur Studie könnt ihr hier nachlesen: http://journals.plos.org/.Allgemein lässt sich sagen, dass sich Hunde zu 80 Prozent den Menschen anpassen, was aber auch stets von der Stärke der Bindung abhängt.
Auch bei der Auswahl des Hundes spielt die Psychologie eine wichtige Rolle: ein ruhiger Couch-Potato wird sich eher selten einen agilen Border Collie aussuchen, da die Paarung charakterlich sehr unterschiedlich ist. Ein ähnlicher Charakter ist also auch für die Harmonie in der Mensch-Hund-Beziehung wichtig.
Optische Ähnlichkeit zwischen Mensch und Hund – viel mehr als nur ein Klischee
Gebt es zu: jeder von euch hat sich schon mal darüber amüsiert, dass die Dame mit dem Pudel die gleiche Frisur hat wie ihr Hund. Und dass der Türsteher sich ausgerechnet einen Boxer als Haustier angeschafft hat. Dementsprechend erkennt man auch gleich, wenn ein Hund nicht mit dem Besitzer, sondern mit einem Hundesitter unterwegs ist. Der Mythos, dass Menschen sich gerne Hunde aussuchen, die ihnen optisch in irgendeiner Art und Weise ähneln, wurde im Rahmen einer Studie der Forscher Michael M. Royund J.S. Christenfeld Nicholasim Jahr 2004 untersucht. Dabei wurden Beobachtern Fotografien von 45 Mensch-Hund-Paarungen vorgelegt. Die Probanden sollten dann jedem Menschen einen von 2 Hunden zuordnen. Das Ergebnis überraschte: nur Rassehunde konnten einwandfrei ihren Besitzern zugeordnet werden, bei Mischlingen war die Erfolgsquote bedeutend niedriger. Das liegt vermutlich daran, dass man bei Zuchthunden das spätere Aussehen und Wesen schon im Welpenalter recht genau vorhersehen kann, bei Mischlingen eher weniger. Dahingegen wurde die These widerlegt, dass die Ähnlichkeit zwischen Hund und Besitzer mit der Zeit des Zusammenlebens zunimmt.
Dass Menschen aber Geschöpfe bevorzugen, die aussehen wie sie selbst, spiegelt sich auch darin wider, dass sich viele Menschenpaare auch recht ähnlich sehen. Jedoch ist bei Mensch-Hund-Paarungen die Gefahr, dass sich die Mimik und Gestik im Laufe der Jahre anpasst, nicht so groß wie in langjährigen Beziehungen, in denen sich sogar die Gesichtszüge anpassen können. Dazu gibt es eine Studie von Robert Zajonc, die ergab, dass 25 Jahre gemeinsamen Freuens und Sorgens die Mimik von Eheleuten ähnlich beeinflusst haben und vergleichbare Lach- und Sorgenfalten entstanden waren.
Apropos: Wer etwas zum Lachen sucht, dem können wir den Fotoband „Doppelpack. Mein Hund und ich.“ von Christoph Schwabe und Christin Vogt empfehlen, bei dem 65 Mensch-Hund-Gespanne in ähnlichen Posen und Partnerlook fotografiert wurden – von Augen über Gesichtszüge und Frisur lassen sich verblüffend viele Ähnlichkeiten feststellen.